Psychische
Krankheiten:
Die
Einteilung der Psyche bzw. der jeweiligen Störungsbilder ist nicht
so leicht, weil zumindest in der beruflichen Alltäglichkeit mit
unterschiedlichen Begriffen und Systemen gearbeitet wird.
Alt
und neu
Es
gibt eine Einteilung, die eigentlich längst nicht mehr dem aktuellen
internationalen Standard entspricht, aber nach wie vor, auch von
Ärzten, immer noch verwendet wird. Das mag daran liegen, dass die
Einteilung aus den vorherigen Zeiten leichter zu kommunizieren ist
und auch verständlicher erscheinen mag, die neuere Einteilung aber
aufgrund der wissenschaftlichen Standards sich verändert hat.
Ursache
versus Schweregrad
Im
Prinzip gibt es eine große Veränderung in den Bezeichnungen, mit
vielen Konsequenzen. Früher hat man ein psychisches Störungsbild
nach den Ursachen versucht einzuteilen, heutzutage differenziert man
nach den jeweiligen Schweregraden einer psychischen Störung.
Krankheit
oder Störung?
Und
wenn wir beim Begriff Störung sind, kommt auch schon das nächste
Problem auf. Was unterscheidet eine Krankheit von einer Störung? Im
Grunde genommen nichts. Man ist aber wohl aufgrund der
euphemistischen, also beschönigenden Tragweite dazu übergegangen,
nicht jeden Menschen zusätzlich zu erschrecken, wenn man ihn als
kranken Patienten bezeichnet, nur weil er eine depressive Phase
erlebt. Heute würde man von einer psychischen Störung oder einem
psychischen Störungsbild sprechen.
Nun
aber der Reihe nach
Wie
sind nun psychische Störungen überhaupt einzuteilen. Zum besseren
Verständnis stelle ich beide Varianten (die alte und die neue, die
nun auch nicht mehr neu im eigentlich Sinne ist) vor.
Das
triadische System:
Triadisch
heißt das System, weil es sich nach drei großen Einheiten
orientiert.
Es
handelt sich dabei um ein nach Ursachen klassifizierendes System
psychiatrischer Erkrankungen.
Einteilung
in drei Gruppen:
1.
Exogene psychische Erkrankungen
Das
sind psychische Krankheiten, die ihre Ursache aufgrund feststellbarer
körperlicher Erkrankungen haben.
Diese
sind entweder irreversibel, also nicht heilbar. Dann nennt man sie
organische
irreversible exogene Erkrankungen.
Dazu gehören zum Beispiel Altersdemenz, Morbus Alzheimer, Morbus
Pick, Kreuzfeld Jacob.
Es
gibt aber auch körperliche Erkrankungen, die durchaus heilbar sind.
Eine daraus resultierende psychische Erkrankung kann in dem
Augenblick verschwinden, wenn die körperliche Erkrankung beseitigt
ist. Diese nennt man symptomatische
reversible psychische Erkrankungen.
Dazu gehören unter anderem das Delir (in der Regel bei
Alkoholmissbrauch), Hirntumor oder das Hirntrauma.
2.
Endogene psychische Erkrankungen
Das
sind psychische Erkrankungen, die wahrscheinlich ihre Ursache auch
aufgrund einer körperlichen Erkrankung haben, die aber im
Unterschied zur exogenen Erkrankung nicht nachweisbar sind.
Dazu
gehören zum Beispiel die Schizophrenie oder auch die
bipolar-affektive Störung. (Mehr zu den einzelnen Krankheiten in
einem späteren Blog).
3.
Psychogene psychische Störungen
Das
sind die neurotischen Erkrankungen, die aufgrund einer rein
psychischen Störung als Erkrankungsbild in Erscheinung treten. Dazu
gehören die typischen neurotischen Erkrankungen der Depression, der
Angststörungen, der Belastungsstörungen, aber auch die der
Persönlichkeitsstörungen.
Unterteilung
der (psychogenen) neurotischen Störungen
Die
neurotischen Erkrankungen kann man dann noch einmal weiter einteilen.
Zum
einen in strukturelle
neurotische Störungen
(z.B. Persönlichkeitsstörungen).
Zum
anderen in Symptom
neurotische Störungen
(z.B. Angststörungen, Depressionen).
Die
Symptom neurotischen Störungen lassen sich dann noch einmal
unterteilen in
1.
psychische neurotische Störungen und
in
2.
somatoforme
(körperliche) neurotische Störungen.
Die
somatoformen Störungen teilt man dann noch einmal auf in
a)
psychosomatische neurotische Störungen
und in
b)
funktionelle
neurotische Störungen.
Hier
unterscheidet man in a) körperliche Beschwerden, die feststellbar
sind (Bluthochdruck) oder in b) die nicht ohne weiteres feststellbar
sind (Bauchschmerzen), und die sich aber von den rein organischen
Erkrankungen im Sinne der exogenen psychischen Störung
unterscheiden.
Überblick
der Störungsbilder (nach altem Muster)
Zu
viele Störungsbilder?
Dann
hier noch einmal im Überblick für die psychischen neurotischen
Erkrankungen:
I. Strukturelle
neurotische Störungen
II.
Symptom neurotische Störungen
II.1.
Psychische neurotische Störungen
II.2.
Somatoforme neurotische Störungen
II.2.1. Psychosomatische
neurotische Störungen
II.2.2. Funktionelle
neurotische Störungen
Die neue Einteilung der
Störungsbilder
Es
gibt ein europäisches Klassifizierungsbuch in der inzwischen 10.
Auflage. Dieses Buch ist das International Classification of
Diseases (10. Revision) = ICD-10.
Aufgeschlüsselt
in F0-F9 mit jeweiligen Abstufungen und Spezifizierungen.
Sieht
viel einfacher aus, ist es aber nicht. Der Vorteil liegt in der
vermeintlich eindeutigen Diagnostik. Der große Nachteil einer
solchen Einteilung liegt darin, dass man sich als Psychotherapeut
oder Psychiater beim Erscheinungsbild des Patienten zu sehr auf die
vorgegebene Klassifizierung verlässt und Besonderheiten von
Krankheiten nicht mehr wirklich zulässt. Aber diese Diskussion muss
an anderer Stelle Platz finden...
Und
hier die Einteilung:
F0:
Organische einschließlich symptomatischer psychischer Störungen
F1:
Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen
F2:
Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
F3:
Affektive Störungen
F4:
Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen
F5:
Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren
F6:
Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
F7:
Intelligenzminderung
F8:
Entwicklungsstörungen
F9:
Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend.
In
den folgenden Posts werde ich mir einzelne Störungsbilder vornehmen
und diese möglichst einsichtig und verständlich vorstellen. Im
nächsten Blog sind zunächst die unterschiedlichen
Persönlichkeitsstörungen vorgesehen... Also alles, was unter F6
klassifiziert ist.